Servolenkung - angenehm, aber teuer
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Schwergängige Lenkung
Wenn es ein Problem gibt, das heute beim Fahren des Alfa 2600 Spider eher unangenehm auffällt, dann ist es die schwergängige Lenkung, was man vor allem beim Rangieren spürt. Nicht, dass andere Oldtimer ohne Servo auch hohe Lenkkräfte hätten, aber hier fällt es doch stark auf. Der schwere Motor auf der Vorderachse wird einer der Gründe sein. Zum anderen war das Lenkgetriebe mit Schnecke und Rolle nach dem Gemmer System schon in den sechziger Jahren nicht mehr das Modernste. Inzwischen hatte eigentlich die leichtgängigere Zahnstangenlenkung (siehe Jaguar E) schon Einzug in den Automobilbau gehalten.
Rollenlenkung nach Gemmer-System
Die Gemmer Lenkung wurde schon 1919 von dem englischen Konstrukteur Henry Marles entwickelt und patentiert. Später wurde dieses System vom amerikanischen Hersteller Gemmer Manufacturing gebaut – daher der Name. Bei dieser Rollenlenkung greift eine Rolle in eine auf beiden Seiten konische Schnecke. Bei Drehbewegungen des Lenkrads gibt die Rolle die Kraft in einer Schwenkbewegung weiter. Diese Rolle gibt es mit zwei oder drei Zähnen. Beim Alfa 2600 Spider existierten beide Varianten, in der früheren Baureihe bis Ende 1963 gab es AR 04 mit zwei Zähnen, in der späteren AR 05 mit drei Zähnen. Der Code ist jeweils außen am Gehäuse des Lenkgetriebes eingeprägt. Beim Lenken macht sich der Unterschied nicht bemerkbar, bei der Überholung des Lenkgetriebes mit Austausch der Rolle sollte man das aber genau beachten.
Servo von außen nicht sichtbar
Als Abhilfe für die hohen Kräfte am Lenkrad kann heute eine elektrische Servolenkung dienen. Sie wird angeboten von der holländischen Firma EZ Electric Power Steering, nicht nur für Alfas, sondern eigentlich für alle Oldtimer. Für den Alfa 2600 gibt es eine spezielle Einbau-Anleitung. Das System mit Elektromotor und neuer, oberer Lenksäule wird unter dem Armaturenbrett montiert, bleibt also von außen unsichtbar, auch im Motorraum sieht man keine Veränderung. Allerdings muss dazu ein Teil der gelochten Lenksäulenhalterung unter dem Armaturenbrett herausgetrennt werden, was in der Beschreibung nur sehr dezent erwähnt wird. Man gewinnt dabei allerdings ein angenehm leichtes Lenkgefühl, das modernen Fahrzeugen entspricht. Außerdem wirkt das Servo-System über einen Sensor geschwindigkeitsabhänging. Je langsamer man fährt, desto leichter wird es.
Man spart das Fitness-Studio
Die Frage ist nun, ob man bei all den Vorteilen die knapp € 3400.- (inkl. Mwst.) für die Anschaffung plus etwa € 1500.- für den Einbau in einer Werkstatt investiert. Dieser doch hohe finanzielle Aufwand lohnt sich wahrscheinlich nur für Vielfahrer, die es leid sind in jedem Kreisverkehr den Bizeps zu strapazieren. Mal abgesehen davon ist das natürlich ein Eingriff in die Originalität des Wagens. Wem es auf Originalität ankommt, wird den Look&Feel seines Alfas erhalten wollen. Zum „Feel“ gehört eben auch das Zerren am Lenkrad. Übrigens hat meine Frau noch ein weiteres Argument gefunden: „Wenn Du die Servolenkung nicht einbaust, dann sparst Du Dir nicht nur Anschaffung und Einbau, sondern auch das Fitness-Studio.“