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Sie hatten schon immer den Ruf besonders sportliche und schnelle Fahrzeuge zu befeuern – Weber Doppelvergaser. Wurden sie für den Alfa Romeo 2600 Spider optional ab Werk angeboten? Auf jeden Fall gab es sie wohl serienmäßig für den Alfa 2600 Zagato (der nur 105 Mal hergestellt wurde und 210 km/h erreichte) und für die Polizei-Version des Alfa 2600 Sprint (Bertone), der für die Verbrecherjagd ja besonders schnell sein musste. Uns ist bisher jedoch kein Alfa Romeo 2600 Spider bekannt, der direkt ab Werk mit Weber Vergasern ausgestattet wurde. Auch im Centro Documentazione von Alfa konnten wir keinen Hinweis darauf finden – in den Produktionsunterlagen wurde leider nichts über den Motor oder die Ausstattung vermerkt.
Unterschied Register- und Doppelvergaser
Was ist der generelle Unterschied zwischen den originalen Solex und den sportlichen Weber? Solex sind sogenannte Registervergaser. Was bedeutet das? Früher wurden viele normale Motoren mit Einfachvergasern bestückt. Das bedeutet, dass ein einziger Vergaser mit einem Saugrohr zwei oder auch vier Zylinder mit Gas befüllen musste. Das hatte zur Folge, dass sehr häufig unterschiedlich viel Gas an den einzelnen Zylindern ankam und dadurch die Verbrennung ungleichmäßig war.
Registervergaser befüllen zwei Zylinder über zwei Ansaugrohre, allerdings öffnet anfangs, also bei Leerlauf und bei niedrigen Drehzahlen nur eine Drosselklappe, so dass dann beide Zylinder über ein Rohr bedient werden. Erst bei höheren Drehzahlen öffnet auch die zweite Drosselklappe, so dass dann die zwei Zylinder gleichmäßig mit Gas versorgt werden. Nachteil: Registervergaser sind schwer einzustellen. Vorteil: Sie brauchen weniger Benzin.
Doppelvergaser wie die von Weber öffnen dagegen grundsätzlich beide Drosselklappen gleichzeitig, auch bei niedrigen Drehzahlen. Das ergibt eine bessere Versorgung der Zylinder, damit mehr Kraft und mehr Drehmoment im unteren Drehzahlbereich. Dazu sind sie leichter einzustellen, allerdings brauchen Doppelvergaser etwas mehr Sprit. Klar: mehr Power, mehr Kraftstoff.
Diverse Umbauten nötig
Wer seinen Wagen heute auf Weber Vergaser umrüsten möchte, steht vor einer Reihe von ziemlich diffizilen, technischen Fragen:
- Zuerst einmal gibt es offenbar doch einen Unterschied zwischen den alten, originalen in Bologna hergestellten Weber Vergasern und den neuen, in gleicher Spezifikation in Spanien produzierten. Viele klagen über die neuen, weil sie wohl weniger präzise gebaut sind. Allerdings ist es heute sehr schwer die alten noch aufzutreiben, zudem ist die Überholung sehr teuer. Wir haben in unserer LaGrigia alte Original Weber verbaut und in LaRossa die neuen, beide in Größe 40 DOHC. Einen großen Unterschied können wir nicht feststellen, mal abgesehen davon, dass die neuen mehr Sprit verbrauchen.
- Welche Vergaser-Größe nimmt man? 40 DCOE oder 45 DCOE? Die originalen Solex Vergaser hatten die Größe 45, was den Durchmesser des Ansaugtraktes zu den Zylindern angibt. Nach intensiver Befragung von mehreren Experten wurde uns jedoch für die Umrüstung auf Weber geraten, lieber die 40 DCOE zu nehmen – die würden weniger Probleme bereiten. 45er seien mehr für Fahrzeuge über drei Liter Hubraum und mehr als 200 PS konzipiert. Sollten Sie hier Erfahrungen haben, bitte schreiben sie uns.
- Weber Vergaser werden normalerweise mit Ansaugtrompeten geliefert. Damit wäre der Luftfilter und der gesamte Luftansaugtrakt mit dem Rohr über den Zylinderkopf obsolet, was den Motor schon optisch deutlich verändert. Wer den originalen Ansaugtrakt dennoch montieren möchte, braucht dazu spezielle Adapterplatten zum großen Luftsammler, die zum Beispiel von der Firma VGS Motorsport in Köln angeboten werden.
- Dass es Weber Vergaser für bestimmte Versionen des 2600 ab Werk gab, zeigt eine Seite im Werkstatt Handbuch, auf der es um die Schwimmerkammer-Entlüftung der Weber Vergaser geht. Dazu wurden von den Weber Vergasern drei Schläuche zum Luftansaugrohr über dem Zylinderkopf verlegt (siehe Zeichnung). Mehrere Vergaser Experten bestätigten uns aber, dass diese Schwimmerkammer-Entlüftung eigentlich nicht nötig ist. Wir haben Sie bei unseren beiden Fahrzeugen weggelassen und sie laufen einwandfrei.
Hoher Aufwand: Umbau des Ansaugtraktes
Schwierigste Änderung: Für Weber Vergaser sollte man auch den Ansaugtrakt zwischen Vergaser und Zylindern umbauen. Denn ursprünglich sind die Kanäle von je zwei Zylindern innen durch eine große Öffnung miteinander verbunden, damit bei Registervergasern wie den Solex auch bei niedrigen Drehzahlen beide Zylinder versorgt werden. Die Öffnung sorgt bei Doppelvergasern jedoch für unerwünschte Verwirbelungen im Ansaugtrakt. Deshalb ist es besser diese Öffnungen zu schließen, was nur möglich ist, indem man den Ansaugtrakt zwischen den Kanälen aufsägt und in den schmalen Schlitz eine Aluminiumplatte einschweißt. Erst dann ergibt sich ein sauberer Gasstrom von jeder Drosselklappe zu einem Zylinder. Dieser Umbau des Ansaugtraktes ist aufwändig und teuer. Wir sind unsere LaGrigia anfangs ohne diesen Umbau gefahren und es funktionierte auch problemlos. Mag sein, dass die Leistung mit dem speziellen Ansaugtrakt noch etwas steigt – unsere LaGrigia brachte am Prüfstand mit den Weber Vergasern und dem umgebauten Ansaugtrakt immerhin 149,5 PS auf die Rolle.