Welche Extras konnte man bestellen?
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Ist die Liste der Extras bei modernen Autos meist ellenlang und kann man damit den Grundpreis des Wagens locker verdoppeln, so waren zu Zeiten des Alfa Romeo 2600 die Möglichkeiten der Individualisierung ab Werk noch sehr bescheiden. Welche Extras gab es?
Farbwahl relativ begrenzt
Da war natürlich zuerst mal die Farbe des Wagens. Allerdings blieb auch hier die Auswahl ziemlich begrenzt. Kann man heute gegen Aufpreis nahezu jede Farbe für sein Auto wählen, so gab es für den 2600 Spider Anfang der 60er Jahre serienmäßig nur fünf Farben: grigio biacca (hellgrau, bleiweiß), grigio grafite (grafitgrau), rosso Alfa (kirschrot), nero (schwarz) und giallo paglierino (hellgelb). Blau und Grüntöne wurden gar nicht angeboten – siehe originale Farbtabelle von Touring. Nach unseren Recherchen in den Produktionsunterlagen des Centro Documentazione von Alfa entsprach die obige Reihenfolge auch der Beliebtheit dieser Farben: Grautöne lagen damals am höchsten in der Gunst der Käufer.
Bei der Innenausstattung musste man ebenfalls den Vorgaben von Alfa folgen: Zu grigio biacca konnte man zwischen rot und schwarz wählen, zu grigio grafite gab es nur beige, zu Rosso Alfa nur schwarz (nero fumo), zu Nero wurde rot oder beige angeboten und zu giallo paglierino ebenfalls nur schwarz. Brauntöne konnte man nicht wählen. Als Verdeckstoff blieb nur schwarz und die Teppiche waren grundsätzlich in einem dunklen Anthrazitgrau gehalten.
Immerhin konnte man zu den oben genannten Außenlackierungen nach unseren Recherchen eine Sonderfarbe (extra Serie) wählen: Grigio Montebello (siehe Projekte > La Grigia), in den Produktionsunterlagen später auch Argento genannt – also ein metallic silber. Metalliclacke kamen damals gerade erst auf und wurden schnell zur großen Mode. Für den 2600 Spider wurde diese Farbe auf Kundenwunsch gegen Aufpreis angeboten, allerdings nur, weil dieses Silber in der Lackierstraße bei Touring auch für die parallel produzierten Lancia Flaminia und Maserati 3500 GT verwendet wurde. Es machte also wenig Aufwand sie auch für den Alfa 2600 Spider einzusetzen.
Originalfarbe steigert Fahrzeugwert
Wer heute einen Alfa Romeo 2600 Spider restauriert, sollte nach unserer Ansicht unbedingt wieder die Originalfarbe wählen, in der das Fahrzeug ausgeliefert wurde. Das ist nicht nur authentisch, sondert steigert vor allem den Fahrzeugwert für die Zukunft. Denn Sammler und potenzielle Interessenten für seltene Klassiker legen immer mehr Wert auf Originalität. Wer heute eine persönliche Wunschfarbe wählt, weil die Originalfarbe derzeit gerade nicht angesagt ist oder weil sie nicht zum Sommerkleid der Gattin passt, dem muss klar sein, dass das in Diskussionen mit Experten nicht nur Naserümpfen erzeugen, sondern eines Tages auch deutlich wertmindernd sein kann. Denn die Lackierung wieder zum Original zu ändern, bedeutet sehr hohen Aufwand.
Radio und Lederausstattung
Als weitere Extras gab es nur drei Möglichkeiten: Zuerst mal das Radio, das auf der Beifahrerseite im Armaturenbrett eingebaut war und damit das stilvolle, gold-schwarze 2600 Emblem ersetzte. Mal abgesehen davon, dass dieses nach heutigen Maßstäben sehr einfache Radio von der Fahrerseite nur schwer zu erreichen war, wurde es nach unserer Kenntnis nicht sehr häufig bestellt. Denn wer Musik hören wollte, der startete einfach den Motor. Das war die echte Musik in den Ohren der Alfisti.
Die zweite Möglichkeit mehr Geld in den Komfort seines 2600 Spider zu investieren, bestand in der Lederausstattung. Serienmäßig waren Sitze, Seitenverkleidungen und Armaturenbrett mit Kunstleder (finta pelle) bestückt. Dieses Plastikmaterial, das damals gerade neu aufkam, war wetterfest und für den Hersteller kostengünstiger. Nachteil: Im Sommer schwitzte man in den Sitzen sehr und im Winter fühlte sich das Material kalt und hart an. Die Ausstattung mit echtem Leder kostete einen erheblichen Aufpreis, wahrscheinlich der Grund, warum sie selten bestellt wurde. Dabei wurden dann auch nur die Sitze und die Türverkleidungen mit Leder bezogen, das Armaturenbrett blieb in Kunstleder.
Bei einer Restaurierung wird man heute sicher echtes Leder wählen. Das ist nicht nur dem wert des Fahrzeugs eher angemessen, sondern ist vom Sitzgefühle her einfach angenehmer. Optisch sieht man den Unterschied kaum.
Beliebtes Extra: Hardtop
Wer heute für seinen Alfa 2600 Spider noch ein Hardtop ergattert, darf sich glücklich schätzen, denn sie sind sehr selten und teuer geworden. Dabei war das Hardtop in den 60er Jahren ein ziemlich beliebtes Zubehör, das von Touring für den 2600 Spider produziert wurde. Denn damals wurden die Fahrzeuge natürlich auch im Winter gefahren und da machte das Hardtop aus dem Cabrio nicht nur ein schickes Coupé, sondern der Wagen wurde damit auch wetterfester und geräuschärmer bei höheren Geschwindigkeiten.
Touring hatte das Hardtop speziell für den 2600 Spider neu entwickelt – wegen der beiden Kindersitze hinten hatte man die Dachlinie etwas erhöht. Das vorher für den 2000 Spider angebotene Blechdach war etwas niedriger und hatte eine kleinere Heckscheibe. Für den 2600 war die Heckscheibe vergrößert und leicht um die Ecken herumgezogen worden, wodurch sich die Sicht nach hinten vor allem beim Rangieren deutlich verbesserte.
Achten Sie beim Kauf bitte darauf, dass Sie ein originales Hardtop von Touring ergattern, was auch durch ein kleines Schild hinten innen unter der Heckscheibe erkennbar wird. Dieses Aluminium Schildchen trägt den Touring Schriftzug und eine Seriennummer. Es wurden damals wohl auch Hardtops von Zubehör-Firmen angeboten, die an einer anderen Dachlinie und einem stark herumgezogenen Heckfenster zu erkennen sind und wenig vorteilhaft aussehen. Generell wurden die Touring-Hardtops damals in Wagenfarbe gehalten. Wir haben heute die Hardtops unserer beiden 2600 Spider einfach mal probehalber vertauscht, was eine recht spannende Farbkombination ergibt.
Zur Montage des Hardtops werden generell zwei Personen oder ein kleiner Kran benötigt um es auf das Fahrzeug zu heben, denn es wiegt gut 40 Kilo. Man muss vorher die Verdeckverkleidung entfernen und die beiden tropfenförmigen Chromhalterungen seitlich vor dem Kofferraumdeckel lösen, damit sie etwas hochstehen. Denn nur dann kann man die hinteren kleinen Halterungsstege darunter schieben. Wer das Hardtop häufiger montiert, sollte diese Chromtropfen innen am besten mit Flügelmuttern befestigen – dann geht es schneller. Schließlich muss man nur noch das Hardtop an den B-Säulen festschrauben und die vorderen Haken an der Windschutzscheibe spannen. Das Montieren des Hardtops kann in der Praxis eine gute halbe Stunde dauern.
Zu den Themen Speichenräder, Weber-Vergaser und Servo-Lenkung lesen Sie bitte die eigenen Artikel auf dieser Seite.