Welches Hardtop ist original?

Die Frage nach den richtigen Hardtop sorgt für Diskussionen dei den Fans des Alfa 2600 Spider: Welches ist das Richtige für welche Version?

Es gibt offensichtlich drei verschiedene Varianten – das erste mit flacher Dachlinie und kleiner Heckscheibe, ein zweites mit etwas höherer Dachlinie und einer etwas größeren Heckscheibe, die leicht um die hinteren Ecken herumgezogen ist und eine dritte Variante mit noch höherer Dachlinie, bei dem die Heckscheibe deutlich und relativ spitz in die Seiten hineingezogen ist – siehe Fotos.

Welches Hardtop wurde original von Touring gebaut?

Nach unserer Erkenntnis war das erste Hardtop mit flacher Dachlinie und kleinerer Heckscheibe für den 2000, also den Vorgänger des 2600 konzipiert. Es passt allerdings auch auf den 2600 und gibt ihm eine geduckte Linie. Es ist heute am Markt nur sehr selten zu finden.

Das zweite Variante mit etwas höherer Dachlinie und größerem Fenster war ganz offensichtlich für den 2600 konzipiert, weil dieser im Gegensatz zum 2000 die zwei Notsitze hinten hatte und man daher etwas mehr Kopffreiheit für hintere Passagiere schaffen wollte. Die meisten dieser hardtops, die wir gesehen haben, hatten auch ein Schildchen mit Touring Superleggera Aufdruck seitlich unter der Heckscheibe und eine Seriennummer, die übrigens auch innen im Blech unter dem Dachhimmel zu sehen war. Man kann also davon ausgehen, dass dieses Hardtop original von Touring für den 2600 Spider angeboten wurde. Unser Erstbesitzer des Alfa 2600 AR 191067 bestätigte uns auch, dass er genau dieses Hardtop original von Alfa im Winter 1962 auf 1963 gekauft hat.

Die größten Rätsel gibt die dritte Variante mit hoher Dachlinie und weit herumgezogener, spitz zulaufender Heckscheibe auf. es gibt eine ganze Reihe dieser Hardtops, aber bisher wusste niemand, ob auch diese Hardtops von Touring hergestellt und von Alfa Romeo angeboten wurden.

Anfrage bei Giovanni Bianchi Anderloni

Wir haben deshalb bei Giovanni Bianchi Anderloni (82), dem Sohn der ehemaligen Firmeninhabers Carlo Felice Bianchi Anderloni und heute Konservator des Touring Erbes angefragt. Eine bessere Quelle wird man vermutlich nicht finden.

Sehr geehrter Herr Ingenieur Anderloni, 

zunächst einmal hoffen wir, dass es Ihnen gut geht. 

Haben Sie vielleicht schon die neue Website gesehen, die Uli kürzlich erstellt hat https://alfa2600.com/ und die ihn mit vielen Enthusiasten in Kontakt gebracht hat.

Heute ist eine Diskussion über die Form der Hardtops des 2600 entstanden, die Sie auf den drei Fotos unten sehen können. Das erste stammt wahrscheinlich vom 2000 Spider, das zweite vom 2600 Spider der ersten Serie, aber das dritte mit der größeren Heckscheibe? Die Frage ist, ob alle drei Hardtops von Touring gebaut wurden.

Es wäre sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie uns antworten würden. Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße von Gio und Uli

Die Antwort von Giovanni Bianchi Anderloni:

Liebe Giovanna!

vielen Dank für Ihre E-Mail, über die ich mich sehr gefreut habe. Mir geht es gut, auch wenn die Jahre langsam ihre Spuren hinterlassen… Ich hoffe, Ihnen geht es auch gut!

Das Hardtop war ein Zubehörteil, das Touring je nach Fahrzeugmodell und Kundenwunsch bei verschiedenen externen Lieferanten in Auftrag gab. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer diese externen Lieferanten waren – und zwar aus dem Grund, an den Sie sich sicherlich erinnern: Die Zerstörung und der Verlust der Archive der Carrozzeria Touring nach der Schließung des Werks in Nova Milanese.

Ich glaube, dass Ihre Einschätzungen richtig sind. Auch ich bezweifle, dass das letzte Hardtop, das ein etwas ungeschicktes Design hat, original von Touring ist. Meines Wissens lassen sich die Besitzer von Spider- oder Cabrio-Fahrzeugen, nicht nur von Alfa Romeo, sondern auch von Lancia Flaminia, in den letzten Jahren Hardtops in ihren Wohnsitzländern anfertigen, vor allem in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA.

Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine ausführlicheren Informationen geben konnte!

Mit freundlichen Grüßen

Giovanni Bianchi Anderloni
Registro Internazionale Touring Superleggera Il Conservatore

Kosten für ein Hardtop

Heute ist das Hardtop des 2600 Spider ein seltenes und begehrtes Teil, weil es dem Wagen nicht nur eine sehr dynamische Linie gibt, sondern ihn auch in der Übergangszeit wetterfester macht und damit die Saison verlängert.

Die dynamische Linie entsteht unter anderem durch die sehr flach geschnittenen Ausschnitte für die Seitenscheiben, was dazu führt, dass man beim Ein- und Aussteigen den Kopf deutlich einziehen muss.

Heute gibt es häufig Diskussionen über die Kosten eines Hardtops. Wir haben daher einmal die Kosten zusammengezählt, die bei der Restaurierung des festen Daches entstehen:

1. Hardtop in unrestauriertem Zustand:  ca. € 1800.- bis 2300.-
2. Bei allen unrestaurierten Hardtops, die wir bisher gesehen haben, waren erhebliche Mängel und Durchrostungen am Blech festzustellen. Meist war der Rahmen seitlich unten und unter der Heckscheibe an oder sogar durchgerostet. Bei einem Hardtop mussten wir das schmale Blech unter der Heckscheibe sogar komplett neu einsetzen – ein erheblicher Aufwand. Die Blecharbeiten belaufen sich also je nach Aufwand zwischen € 500.- und 1500.-.
3. Lackiervorbereitung und Lackierung ca. € 1000.-
4. Verzinken der inneren Dachstreben, verchromen der Leisten über der Windschutzscheibe und über den Seitenscheiben, Polieren der Halterungen für die Fensterdichtungen: ca. € 300.- bis 500.- je nach Aufwand für das Verchromen. Sollte eine der Leisten fehlen, so ist der Aufwand für das Nachfertigen deutlich höher.
5. Die Neuanfertigung des Dachhimmel mit Sonnenblenden kostet inklusive Material etwa € 1200.- Das originale Kunststoff-Material für den Dachhimmel im Schlangenbiss-Muster ist noch erhältlich.
6. Alle Gummidichtungen ringsherum kosten beim Spezial-Lieferanten Cigognani derzeit etwa € 750.- (mit deutlich steigender Tendenz in den letzten Jahren)
7. Die Demontage des unrestaurierten Hardtops und die Montage der Neuteile wird etwa € 600.- bis 800.-

Das bedeutet: Ein professionell restauriertes Hardtop wird bei etwa € 7000.- liegen, egal, ob man es selbst restauriert oder ein fertig restauriertes kauft.